Meine Depressionen und ich

Meine Depressionen und ich -Teil 2

Ich hatte mich also endlich entschieden. Es lagen schon einige Wochen hinter mir, die ich krankgeschrieben zu Hause saß. In dieser Zeit war ich mehr oder weniger gezwungen, mich mit mir selbst auseinander zu setzen. Ich konnte mich bis zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht klar entscheiden, ob ich mit oder ohne meine Tochter in die Reha fahren sollte. Sie war gerade mal 4 Jahre alt. Jede Mama wird diese Gewissensbisse kennen, wenn man sein Kind alleine zurücklassen soll. Sie war ja gar nicht alleine, sondern sollte bei ihrem Papa bleiben. Doch ich habe mich sehr schwer damit getan.

Es sollte sich aber als der richtige Schritt herausstellen, dass ich alleine gefahren bin. In der Reha sog ich alles auf wie ein Schwamm und konnte die kompletten 6 Wochen den Fokus nur auf mich legen. Für mich sollte es der Abschluss einer langen Reise zu mir selbst werden. Ich konnte mich gut auf die dortigen Ansätze einlassen und habe mir stets mein eigenes Bild gemacht, ohne mich von anderen all zu sehr beeinflussen zu lassen. So wurden beispielsweise bestimmte Einheiten, von denen mir andere abrieten, zu meinen wertvollsten Stunden.

Die kreative Körpertherapie brachte mir in kürzester Zeit so viele Aha-Erlebnisse, dass es mich völlig überwältigte. Durch die Verhaltenstherapie erhielt ich neue Ansätze bestimmte eingefahrenen Muster anders zu beleuchten und konnte an mir selbst arbeiten. Denn Du wirst die Menschen in Deiner Umgebung nicht ändern, Du kannst nur versuchen, Deine eigene Herangehensweise zu ändern.

Und das tat ich. Auch zu Hause beschäftigte ich mich weiter damit, wie ich anders mit Dingen umgehen kann. Ich stellte Gewohnheiten um und integrierte in der Reha erlernte Dinge in meinen Alltag. Allein an dieser Tatsache scheitert es bei vielen. Entweder, weil es Ihnen vom Umfeld schwer gemacht wird, oder sie selbst nicht gewillt sind, ihre alten „schlechten“ Gewohnheiten umzustellen. Natürlich ist das nicht einfach. Aber, wenn Du möchtest, dass sich etwas ändert, dann beginnt Veränderung immer bei Dir selbst!

AM ENDE DER AUSREDEN BEGINNT DAS LEBEN!!! Und so flog als erstes mein Fernseher aus dem Schlafzimmer! Diese kleine, aber feine Veränderung brachte sehr nachhaltigen Erfolg, denn fortan konnte ich viel besser schlafen. Dabei geht es vor allem um Bewusstsein! Früher habe ich mich ins Bett gelegt, den Fernseher angemacht, meist den Timer vergessen und habe mich berieseln lassen, bis ich weggepennt bin. Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil der Fernseher ja noch lief…! Nicht gut! Gar nicht gut!
Seit dieser Aktion komme ich abends nun bewusst zur Ruhe und schlafe durch. Somit hast Du erholsamen Schlaf und bist morgens fit für den Tag! Hört sich lächerlich an, ist es aber nicht! Probiere es einfach mal aus!
Danach habe ich mir ein Yogi-Zimmer eingerichtet mit dem Hintergrund, dass ich dieses fortan für Entspannungseinheiten nutze. Gut, meistens habe ich dann trotzdem auf dem Sofa oder in der Wanne entspannt und dort Meditationen durchgeführt, aber darum geht es nicht. Es ist nicht wichtig wo Du es machst, nur dass Du es überhaupt machst! Schaffe Dir Deine kleinen Auszeiten! Für Dich!

Die ZEIT ist hier immer ein sehr wesentlicher Faktor. Wie oft höre ich…dafür habe ich keine Zeit! Dachte ich zuerst auch, ist aber nicht so! Frage Dich, was wirklich wichtig ist. Mein Fernsehverhalten habe ich seitdem komplett umgestellt. Früher lief der Fernseher, sobald ich zu Hause war. Heute komme ich fast ohne aus. Ich gucke wenn, gezielt. Nur noch die Sachen, die ich auch wirklich gucken möchte.

Allein diese kleinen Veränderungen haben mir persönlich so viel gebracht, dass ich nun jede Menge Zeit habe, um mir selbst etwas Gutes zu tun.

Früher habe ich mich selbst immer gern vergessen. War häufig nur für andere da. Die Zeiten sind glücklicherweise nun vorbei. Klar bin ich für meine Tochter da, für meinen Hund und fast alle, die sich an mich wenden, aber ich sage heute auch mal NEIN, wenn es mir zu viel wird!

Auch das ist eine Sache, die man erstmal lernen muss. Anfangs werden viele seltsam darauf reagieren, denn das sind sie ja nicht gewohnt von Dir. Aber…worum geht es wirklich? Geht es darum, es immer nur allen recht zu machen? Oder geht es darum, auf Dein Herz zu hören? Dein Herz sagt Dir ziemlich genau, was Du möchtest und was nicht. Du musst nur darauf hören!

Zu meinem Glück war ich zu der Zeit Single. Es gab also nicht direkt jemanden, der mich von dieser Umsetzung abhielt. Das soll jetzt auf gar keinen Fall heißen, dass Du Dich in einer solchen Situation sofort trennen sollst! Es kommt glaube ich nur darauf an, wie und ob man es offen kommunizieren kann.

Und so startete ich nach der Reha dann nach weiteren 3 Wochen mit der Wiedereingliederung.

Fortsetzung folgt…!

Für dich vielleicht ebenfalls interessant …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert