Gefühle und Körpersprache

Trauer

Trauer ist ebenfalls eines der stärksten Gefühle, was wir empfinden können. Die Trauer kann einem sogar jegliche Lebensfreude entziehen.

Enttäuschungen führen oft zu Trauer, wobei der Weg hier häufig zunächst über die Wut dann zur Trauer führt. Kleinigkeiten, wie wenn man bei einer Verabredung versetzt wird führen nur kurzfristig zu Enttäuschung und Trauer. Dinge wie das Ende einer Beziehung oder das Ende einer Freundschaft wiegen da schon schwerer. Die schlimmste Form der Trauer wird jedoch durch schwere Krankheiten, Schicksalsschläge oder sogar den Verlust geliebter Menschen ausgelöst.

Die erste und zweite Variante kennen wir sicherlich alle. Wer die dritte Variante nicht kennt, kann sich freuen und möge dafür dankbar sein!

Wie ihr aus diesem Satz schon entnehmen könnt, kenne ich die dritte Variante ziemlich gut. Mit 5 Jahren wurde ich selbst von einem Auto angefahren und lag 1 Woche mit Schädelhirntrauma im künstlichen Koma. Durch die geistesgegenwärtige Reaktion meines Vaters, sofort den Rettungshubschrauber zu alarmieren, kann ich heute vom Glück sagen, dass ich immer noch lebe!
Durch dieses Ereignis fiel meinem Vater damals das erste Mal auf, dass meine Mutter sich in den Alkohol flüchtete. Sie wusste wahrscheinlich für sich keinen anderen Weg!?

Im Alter von 12 Jahren ließen sich meine Eltern scheiden. Meine Mutter verlies mich – um mich zu schützen, doch das habe ich lange nicht verstanden. Trauer und Verlassen werden waren in meiner Kindheit und Jugend ein sehr oft auftretendes Gefühl. 7 Jahre war sie trocken und in dieser Zeit fanden wir wieder zueinander. Sie war endlich sie selbst und konnte mir all das geben, was man sich so sehr von seiner Mama wünscht. Liebe und Aufmerksamkeit. Doch dann wurde sie rückfällig und ich verstand nicht, warum!? Es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Plötzlich war sie eine völlig andere Person. Sie log mich an und es gab oft Streit, wenn auch nur am Telefon. Ich wusste nicht mehr, was ich ihr glauben konnte. Und dann sah ich ihren Rückfall mit eigenen Augen. Enttäuschung, Wut und Trauer!

3 Wochen später kam die Diagnose Krebs und 3 Monate später verstarb sie – ohne jegliche Chance auf Heilung. Mit meinen knapp 20 Jahren stand ich plötzlich da, ohne Mama. Und es waren noch so viele Dinge für mich ungeklärt. Ich hatte ihr doch noch so viel zu sagen, so viel zu geben. Und plötzlich war sie einfach weg. Nicht verreist für ein paar Wochen, wo man weiß, sie ist bald wieder da. Es war für sie eine Reise ohne Rückkehr. Das hat mich total aus der Bahn geworfen! Ich konnte es nicht begreifen. Ich würde sie nie wieder sehen, nie wieder mit ihr sprechen. Sie wird mich nie wieder in den Arm nehmen, mir nicht weiter zu Seite stehen. Sie ist einfach weg. Für immer!

Ohne Plan von irgendwas zu haben musste ich mich um die Angelegenheiten kümmern, die noch zu erledigen waren. Ich musste zu ihrem Arbeitgeber fahren, um ihre persönlichen Sachen abzuholen. Ich war vor Trauer vollkommen betäubt!

Bei der Verarbeitung meiner Trauer konnte mir kaum jemand helfen. Mein Freund und unser Freundeskreis waren bezüglich des Verlustes eines nahen Angehörigen alle noch verschont geblieben und da viele mit solchen Trauersituationen dann überfordert sind, weichen sie dem aus. Mein Vater hatte selbst mit der Verarbeitung zu tun. Meine Eltern waren zwar nicht mehr verheiratet, doch durch mich ja für immer verbunden. Mein Vater sank bei der Beerdigung am Grab meiner Mutter zusammen auf die Knie und weinte so bitterlich, dass es mir fast das Herz zerriss. Das war das erste Mal, dass ich meinen Vater weinen sah. Es fiel ihm schwer mit dieser Trauer bei mir umzugehen, da er es selbst nie gelernt hat mit solchen Gefühlen umzugehen.

Zwar lief mein Leben danach irgendwie weiter, doch ich war lange Zeit noch wie betäubt. Jegliche Dinge, die auch nur im Ansatz Freude hätten machen können, habe ich mir selbst nicht erlaubt. Aus Respekt oder weil man es halt so macht. Wenn Du Dich hier nicht verhältst, wie es die Gesellschaft erwartet, bist Du sehr großen Vorurteilen ausgesetzt. Bei mir meinten einige, ich würde ja gar nicht richtig trauern. Nur weil ich nicht immer schwarz trug – für ein ganzes Jahr, so wie es sich gehört. Doch wer bitte hat darüber zu urteilen, wie man richtig trauert? Jeder tut dies auf seine Weise! Und es steht absolut niemandem zu, darüber zu urteilen! Diejenigen, die es dennoch tun, sollten sich was schämen! Durch diese Verurteilungen habe ich mir damals jegliche Freude verboten. Immer, wenn ich persönliche Sachen oder Bilder von ihr anschaute, brach ich in der ersten Zeit zusammen. Ich ging kaum noch raus, verkroch mich in meinen eigenen vier Wänden.

Bis eines Tages der damalige Lebensgefährte meiner Mutter zu mir sagte, dass es meine Mama bestimmt nicht gewollt hätte, dass ich nun keinen Spaß mehr am Leben habe. Und da hatte er Recht! Also lies ich mir nicht mehr vorschreiben, wie man richtig trauert und machte fortan mein eigenes Ding!

Es gibt so einen blöden Spruch: Die Zeit heilt alle Wunden! Die Wunde an sich heilt zwar vielleicht, doch die Trauer bleibt!

Meine Mutter ist mittlerweile seit fast 22 Jahren tot und ich kann zwar mittlerweile normal darüber reden, doch auch beim Schreiben dieser Zeilen kullern immer noch Tränen. Bis heute fehlt sie mir in manchen Situationen so sehr! Gerade als ich selbst Mutter wurde war niemand da, an dem ich mich direkt orientieren konnte. Ich hatte damals die Mutter meines Freundes an meiner Seite, die ich als Oma meiner Tochter auch heute noch (selbst nach der Trennung) als einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben bezeichne. Aber so wirklich das Gleiche ist es eben nicht.

Da meine Mutter damals nicht mehr hier bei uns in der Gegend lebte, habe ich sie an dem Ort beerdigen lassen, wo sie zuletzt auch glücklich war. Einige Jahre später verstarb dann auch ihr damaliger Lebensgefährte, der sich um die Grabpflege und alles vor Ort gekümmert hatte. Da das Grab noch einige Jahre dort geblieben wäre, habe ich mich dann für einen wahrscheinlich sehr ungewöhnlichen Schritt entschieden. Ich habe das Grab meiner Mutter vor Ablauf der Zeit aufgelöst und habe den Grabstein (ein kleiner Findling mit Lettern aus Bronze) mit nach Hause genommen und habe ihr in meinem Garten einen schönen Platz gesucht. So ist sie nun seit einigen Jahren auch wieder räumlich bei mir. Doch sie war auch schon vorher, trotz räumlicher Entfernung immer bei mir! Denn ich trage sie in meinem Herzen! Für immer!

Sie war 49 Jahre als sie starb, ich selbst bin mittlerweile 41 Jahre. Ich denke manchmal darüber nach, was wäre, wenn mich das gleiche Schicksal ereilen würde? Was wird dann aus meiner Tochter? Doch dann denke ich – halt! Hör auf damit! Sofort! Du bist nicht Deine Mutter! Du bist Du! Und ich werde noch lange an der Seite meiner Tochter bleiben und ihr all die Liebe geben, die ich habe! Du bist mein WARUM! Ich liebe Dich mein kleiner Engel!

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