
Viele unterschätzen die Macht der Körpersprache. Den meisten ist völlig unbewusst, was sie damit ausstrahlen.
Vor ein paar Tagen meinte mein Freund zu mir: ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich auf andere wirke? Abends sah ich zufällig eine Sendung im Fernsehn, wo Martin Rütter in Der Aushilfslehrer in einer Klasse genau dieses Thema behandelte.
Er zeigte Videos von Hunden, wo es darum ging, die Körpersprache zu deuten. Danach machte er ein paar Rollenspiele mit den Jugendlichen und es ging darum zu beobachten. Super spannend!!!
Bei anderen die Körpersprache zu deuten ist an sich nicht schwierig und passiert unbewusst in wenigen Sekunden. Sich aber bewusst zu werden, was man selbst ausstrahlt, ist wieder etwas völlig anderes.
Vor meiner Reha, in der Zeit, wo ich viel Wut in mir getragen habe, war ich mir dessen auch nicht bewusst. Ich wunderte mich lediglich, weshalb viele Menschen in meinem Umfeld oft negativ auf mich reagierten.
Deine Körpersprache wird von Deinen Gefühlen gesteuert. Wut, Angst, Freude, Ekel und Kummer sind nur die wesentlichen.
Über Gefühle erschien 2015 ein unheimlich toller Film. „Alles steht Kopf“ von Disney Pixar. Ich liebe diesen Film!!! Er erklärt kindgerecht, was in unserem Kopf, der Schaltzentrale, durch unsere Gefühle gesteuert wird.
Übernimmt die Wut das Ruder kommt selten etwas vernünftiges dabei heraus. Beim Streiten merkt man das besonders, denn dann sagen wir Sachen, die wir meistens nicht so meinen.
Die Freude ist immer darum bemüht alles zu lenken und versucht es zu vermeiden, dass die anderen Gefühle das Ruder übernehmen. Doch zum Ende des Films wird der Freude klar, dass es auch ab und zu die anderen Gefühle braucht.
Und unsere Gefühle spiegeln sich in unserer Körpersprache klar nach außen wieder. Bist Du wütend, trittst Du äußerlich eher aggressiv auf, bist Du traurig und hast Kummer lässt Du die Schultern hängen und bist niedergeschlagen. Empfindest Du Freude, bist Du aufgedreht, Deine Augen strahlen und Du könntest die ganze Welt umarmen. Empfindest Du Ekel, weichst Du zurück und schützt Dich und bei Angst wirst Du nervös, hektisch und flüchtest.
Generell würde ich hier zwei Arten der Körpersprache unterscheiden. Einmal die situationsbezogene Körpersprache, die zeigt, wie man in einzelnen Situationen reagiert und die generelle Körpersprache. Beide geprägt durch unser inneres Kind. Beim generellen Auftreten kann man schon erkennen, was der einzelne über sich selbst denkt. Ist jemand eher schüchtern und hat eine meist gebeugte Körperhaltung, wird er selbst nicht denken, dass er der Größte ist. Andere Menschen, die eine aufrechte Körperhaltung haben, sich zeigen und offen durch die Welt gehen, haben ein gewisses Urvertrauen in sich selbst. Hier spiegeln sich oft die tief verankerten Glaubenssätze die wir durch unsere Bezugspersonen aufgenommen haben in uns wieder.
Das alles passiert zumeist unbewusst. Und Deine Umwelt reagiert darauf. Mir wurde diese Tatsache besonders durch meine Tochter bewusst. Bis sie ca. 4 Jahre alt war hatte meine Tochter oft Wutausbrüche. So richtig mit Treten und auf den Boden schmeißen. Das volle Programm. Mir gelang es damals eher schlecht als recht sie wieder zu beruhigen. Viele stempelten Sie als Problemkind ab, dabei hat sie nur darauf reagiert, was ich in der Zeit ausgestrahlt habe. Darauf folgte die Reha und ein generelles Umdenken in mir.
In der Schule wurde meine Tochter dann irgendwann Streitschlichterin und die Kids haben dort gelernt, wenn ein Streit droht unfair zu werden, Stopp zu sagen. Dein Gegenüber muss dieses Stopp dann akzeptieren. Als sie damit zu Hause um die Ecke kam, wurde es zunächst nicht ganz so ernst genommen. Doch nach ein paar Tagen dachte ich, wir könnten es ja auch zu Hause mal auf diese Art versuchen. Und… es funktioniert tatsächlich. Nicht immer, aber immer besser. Sobald einer merkt, dass die Emotion die Kontrolle übernimmt, steigen wir kurz aus der Situation aus, gehen in einen anderen Raum (also der der festhängt), regen uns wieder ab und dann können wir kurz danach vernünftig darüber reden.
Wenn das mal nicht klappt, ärgert meine Tochter sich sogar im Nachhinein und ist traurig, dass sie es dieses Mal nicht geschafft hat, rechtzeitig Stopp zu sagen. Meine Tochter ist 9!!! Ich erkläre ihr dann, dass sie das ganz toll macht und viele bis ins Erwachsenenalter nicht soweit kommen, wie sie mit ihren 9 Jahren! Das ist gar nicht böse gemeint, sondern liegt einfach darin begründet, dass uns in der Regel in unserer Kindheit, niemand gezeigt hat, wie man mit negativen Gefühlen, wie Wut, Angst oder Trauer umgeht. Du brauchst keine Angst haben, Du musst doch nicht traurig sein und dann gab es einen Lolly oder Gummibärchen zur Ablenkung.
Damit haben wir alle gelernt, diese vermeintlich negativen Gefühle wegzudrücken. Doch sie stecken noch in uns, da sie nicht verarbeitet wurden.
Sobald dann eine ähnliche Situation eintritt, kommt automatisch das innere verletzte oder wütende Kind zum Vorschein und übernimmt für Dich das Handeln.
In solchen Situationen zeigt unsere Körpersprache automatisch nach außen, was in uns gerade los ist. Viele unterschätzen das. Selbst Führungskräfte sind sich dessen oft nicht bewusst.
Vor einiger Zeit hatte ich mal eine solche Begegnung. Mein Teamleiter hatte mich im Telefonplan an Zeiten eingetragen, wo ich gar nicht konnte. Da wir gerade Urlaubszeit hatten und kaum Leute da waren, habe ich alles drumrum organisiert, dass ich diesen Monat dann so erfüllen konnte. Ich ging zu ihm und eröffnete auch damit das Gespräch, aber hatte die Bitte es dann im nächsten Monat wieder zu berücksichtigen. Plötzlich veränderten sich seine Gesichtszüge und seine Körperhaltung. Er ging auf Angriff und ich hörte einen energischen Monolog. Er könne auf solche Belange keine Rücksicht nehmen und alle anderen Mütter würden das hinkriegen. Wenn ich es als alleinerziehende Mama nicht hinbekomme, meine Pflichten auf der Arbeit zu erfüllen, müsste ich mir eben ein Kindermädchen nehmen! HOPPLA! Was geht denn jetzt ab?!?
Früher wäre ich direkt auf diese Schiene aufgesprungen und es wäre wahrscheinlich wortgewaltig und laut eskaliert.
Stattdessen habe ich lediglich gesagt, dass mich seine Worte gerade verletzen, weil sie schlichtweg nicht der Wahrheit entsprechen. Ich habe ihn dann noch gebeten, bitte nicht in dieser Form mit mir zu reden und dann haben wir das Gespräch verschoben. 3 Tage später hat er sich dafür entschuldigt. Das Thema Telefon ist bei ihm etwas heikel, da er in seinem vorherigen Team immer sehr viel Stress damit hatte. Ich hatte somit bei ihm einen wunden Punkt getroffen. Da ich glücklicherweise so besonnen reagieren konnte, bot ich ihm damit keine Angriffsfläche. So konnten wir das Missverständnis aufklären und alles war wieder in Ordnung.
Hinter dieser Sache steckt ein ganz einfacher Trick. Mache keinen Vorwurf, sondern bleibe bei Dir selbst. Indem Du dem anderen mitteilst, was das Ganze gerade in Dir für ein Gefühl auslöst, machst Du Deinem Gegenüber keinen Vorwurf. Somit fühlt er sich nicht von Dir angegriffen.
Zum Krieg braucht es immer zwei, zum Frieden nur einen!
Zitat von Robert Betz