Gefühle und Körpersprache

Ekel

Ekel! Vor was ekelst Du Dich so richtig? Vor Spinnen, Fleisch, Brokoli, Füßen oder sonst irgendwas? Jeder kennt das Gefühl des Ekels! Auch hier ist jeder durch seine persönliche Prägung anders gepolt.

Der Ekel ist ursprünglich in uns allen angelegt, damit er uns vor bestimmten Dingen schützt. Der Grundgedanke dahinter ist, dass er Dich schützt, um nicht vergiftet zu werden.

Der empfundene Ekel kann sich verändern, wie zum Beispiel bezogen auf bestimmte Speisen und Lebensmittel. Mochtest Du als Kind Rosenkohl? Die meisten wahrscheinlich nicht. Als Jugendlicher und Erwachsener verändert sich das Ganze dann teilweise.

Bei anderen Dingen bleibt der Ekel ein Leben lang und kann sogar wahre Phobien auslösen.

Ich verlor 2010 nach einer stink normalen Erkältung meinen Geruchssinn. Keiner konnte die Ursache finden. Beim Riechtest im Krankenhaus bekam ich Duftstifte in die Hand gedrückt mit Karten, auf denen jeweils 4 Gerüche draufstanden. Der Reihe nach roch ich an diesen Stiften, starrte die vorgegebenen Möglichkeiten an und da war…nichts! Gar nichts!

Ich war sogar im MRT, damit mein HNO einen Hirntumor ausschließen konnte. Glücklicherweise war auch hier nichts zu finden!

Da ich während dieser Zeit nicht mal bemerkte, wenn meine Tochter eine volle Pämpi hatte, entwickelte sich dadurch bei mir der „Zwang“, dass ich jeden Tag mindestens einmal geduscht habe, da ich selbst meinen eigenen Geruch nicht wahrnehmen konnte. Klamotten wanderten nach einmal Tragen sofort in die Wäsche, um bloß nicht Gefahr zu laufen, dass ich müffel.

Manchmal kam es vor, dass der Mülleimer roch und wenn meine Freundin mich darauf hinweisen musste, war es mir unendlich peinlich! Und so musste ich mir gewisse Strategien überlegen, damit solche Peinlichkeiten vermieden werden konnten.

Meine ziemlich ausgeprägte Fuß-Phobie hat mehrere Ursachen. Als Kind hatte ich mal eine Dornwarze unterm Fuß. Eigentlich nicht unbedingt etwas seltenes, doch ich habe mich geekelt und geschämt.

Als Jugendliche war ich total versessen auf Doc Martens! Leider war ich so doof und habe mir mal ein paar Martens gekauft, die nur noch eine Nr. kleiner zu haben waren, doch ich fand die Farbe so geil! Da ich diese dann nur noch zum Schlafen ausgezogen habe, sorgte dies dafür, dass ich eine unschöne Druckstelle am großen Onkel bekam. Auch dafür habe ich mich total geschämt. Zudem war mein großer Zeh immer länger als die anderen Zehe und diese Fuß-Form entsprach damals nicht wirklich meinem eigenen Ideal.

Eine dumme, eigentlich nur lustig gemeinte Bemerkung von einem meiner Ex-Freunde sorgte dann damals dafür, dass ich meine Füße gar nicht mehr zeigen wollte. Es war mein persönlicher Knock-out und für viele Jahre in meinem Unterbewusstsein verankert. Häuptling-Langer-Zeh! Schönen Dank nochmal dafür! (zwinker!)

Einige Jahre später ließ ich mich endlich operieren und seitdem mag ich zumindest meine Füße wieder. Das reicht dann aber auch! Die einzige Ausnahme, die es für mich gibt, sind die Füße meiner Tochter und die Pfoten meines Hundes! Alle anderen Füße sollen bleiben, wo der Pfeffer wächst! Tun sie aber nicht!

Besonders schlimm ist das für mich im Sommer! Kennt ihr das, wenn man selbst so vorgeprägt ist, dass einen diese Dinge dann förmlich anspringen, egal in welcher Situation? Alle tragen offene Schuhe und mein Blick wandert automatisch in diese Richtung. Wahrscheinlich, weil man immer noch unbewusst vergleicht.
Jemand schickt Dir ein Urlaubsfoto, am Strand liegend. Sind Füße drauf, sehe ich nur die Füße…Palmen, Strand und Meer werden mir erst im zweiten Augenblick bewusst. Sind Füße dann noch hässlich oder ungepflegt ekelt es mich extrem!

Auf der Arbeit habe ich mal eine Zeitlang medizinische Fußpflege oder auch Nagelspangen bearbeitet. In manchen Fällen lagen Fotos bei. Wenn ich die Seiten des Antrages durchblätterte und plötzlich so ein leckeres Bild zum Vorschein kam, war der Tag für mich gelaufen. Ich bekam dieses Bild erst nach Stunden wieder aus dem Kopf.

Schön, wenn Freunde und Kollegen sich dann daraus einen Spaß machen und Dir vorsätzlich Bilder von Spargelfüßen in Badelatschen schicken. Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde mehr!

Ähnlich verhält es sich für mich auch bei Händen. Das, worauf man Wert legt, ist bei jedem unterschiedlich und das soll es ja auch gerne sein. Aber, mir fällt es sofort ins Auge, wenn beispielsweise ein Mann lange und oder ungepflegte Fingernägel hat. Schmutz wie bei Handwerkern meine ich dabei nicht. Schmutz bedeutet nicht ungepflegt. Aber lange Fingernägel bei einem Mann sind für mich das absolute NoGo! Dann kann derjenige noch so gut aussehen. Sind die Hände schon ungepflegt, will ich über die Füße gar nicht erst nachdenken! Mache ich aber leider – automatisch. (Würg!)

Am schlimmsten ist es aber wohl, wenn man sich vor sich selbst ekelt! Auch das habe ich selbst schon das ein oder andere Mal erlebt.

Während meiner Ausbildung damals habe ich 12 Kg zugenommen. Irgendwann wurde für mich der Leidensdruck so groß, dass ich mich auf den Azubi-Lehrgängen körperlich absolut unwohl fühlte. In meiner Wahrnehmung gehörte ich damals zu den dicksten und leider vergleicht man sich ja ständig, wenn man sich selbst in seiner Haut nicht wohlfühlt. Da ich schon immer mit meinem Gewicht zu kämpfen hatte und oft Sprüchen oder Hänseleien ausgesetzt wahr, führte dies zum Ende meiner Ausbildung dazu, dass ich in die Bulemie abgerutscht bin.

Ich versuchte nicht zu essen, dann kamen Heißhunger-Attacken, ich frass und übergab mich, bis ich die Kilos wieder runter hatte. Es war damals ein Hilfeschrei, den allerdings niemand hörte und auch nicht bemerkte. Ich hatte meine Technik so weit verfeinert, dass ich mich nahezu geräuschlos übergeben konnte. Somit bekam es nie jemand mit. Weder zu Hause, noch auf der Arbeit. Im Verwischen der Spuren war ich irgendwann ebenfalls Profi – keinem fiel irgendetwas auf. Außer, dass ich plötzlich schlank war. Dafür bekam ich dann Anerkennung. Aber auch hier hinterfragte damals niemand auch nur irgendetwas. Glücklicherweise kam ich aus dieser Nummer von alleine wieder raus.

Jahre später – zum Ende meiner Schwangerschaft -hatte ich satte 25Kg zugenommen und fühlte mich wie eine Wurst mit Füßen. Ich konnte mich nicht mehr richtig bewegen, hatte körperliche Einschränkungen. Plötzlich trug ich auch noch Kleidergröße 42. Zu dieser Zeit fühlte ich mich oft unattraktiv, hässlich und habe mich vor mir selbst geekelt. Klamotten die mir gefielen, gab es in meiner Größe nicht mehr. Und Sachen die es in meiner Größe gab sahen für mich aus wie Oma-Klamotten. Grauenhaft!

Auch hier drohte ich kurzfristig wieder in die Bulemie abzurutschen, doch mein Über-Ich (Gewissen) war glücklicherweise stärker. Ich hatte nun ja als Mama auch eine andere Verantwortung. So dauerte es dann zwar fast 4 Jahre bis ich die Kilos wieder einigermaßen runter hatte, aber es war auf jeden Fall der gesündere Weg!

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich verurteile hier niemanden der ein bisschen mehr auf den Rippen hat oder dick ist. Ich selbst bin auch nicht dünn. Dieses Thema beherrscht mich nur leider seit meiner Jugend und aus diesem Grund bedeutet essen für mich auch heute oft noch Stress. Deshalb gehe ich auch nur selten auswärts essen. Vor Einladungen graut es mich, da ich weiß, wenn mir Essen vorgesetzt wird, dann esse ich auch. Leider manchmal maßlos. Weil ich auch gerne esse. Und genau deshalb versuche ich es zu vermeiden.

Das Thema Figur und Gewicht wird mich mein Leben lang begleiten. Doch letztlich habe ich es auch hier selbst in der Hand. Es erfordert nur ein gewisses Bewusstsein.

Der wesentliche Unterschied zu damals ist, dass ich meinen Körper mittlerweile mag. Auch wenn ich noch das ein oder andere Kilo gerne runter hätte, lehne ich meinen Körper nicht mehr ab. Ich kann vorm Spiegel stehen und von Herzen sagen: Ich mag mich, wie ich bin!

Mein Ekel vor Füßen wird wohl bleiben, aber damit kann ich leben!

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